Inkontinenz kann dem Hundebesitzer und natürlich auch dem betroffenen Hund selbst das Leben vermiesen. Es ist keine Freunde, die Urin-Pfützen zu beseitigen. Und auch dem Hund ist es oft sichtlich unangenehm, seine Ausscheidungen nicht kontrollieren zu können.
Ursachen für Inkontinenz und homöopathische Mittel
Manchmal ist es eine Blasenentzündung die für die Inkontinenz, also die spontane Entleerung der Blase, verantwortlich ist. Dies kann sowohl bei Hündinnen als auch bei Rüden auftreten.
Durch Nasswerden, Kaltwerden – Dulcamara D6, 2-3 x täglich 5 Globuli oder 1 Tablette
Mit erkennbaren Schmerzen, ständigem Urindrang, bei dem nur wenige Tropfen Urin abgesetzt werden – Cantharis D6, je nach Schwere des Falles, anfangs alle 2 Stunden (bis zur merklichen Besserung, dann Abstand wie folgt) oder 2-3 x täglich 5 Globuli oder 1 Tablette
Durch eine Schwäche der Blasenmuskulatur kann im Alter des Hundes ein unbemerktes “Auslaufen” des Hundes im Schlaf auftreten. Hier kann Causticum C30, 1 x 3 Globuli, eventuell an Tag 2 und 4 wiederholen, erstaunlich gute Dienste leisten.
Wenn die Blase durch dauerhaft zu langes Anhalten wegen äußerer Umstände gedehnt ist und deshalb unzuverlässige Reflexe aufweist, kann Petroselinum D6, 2-3 x täglich 5 Globuli oder 1 Tablette helfen. Petroselinum kann auch bei kindlichem Bettnässen eingesetzt werden.
Für chronisch wiederkehrende Blasen- und Nierenbeschwerden kann Berberis C30, 1 x 3 Globuli oder C200 1 x 2 Globuli, hilfreich dabei sein, diesen Kreislauf zu durchbrechen und eine Heilung herbeizuführen.
Flüssigkeit bei Inkontinenz
Wie auch beim Menschen, hilft viel Flüssigkeit, die Bakterien aus den Harnwegen zu spülen. Auch Tees können beim Hund helfen, natürlich abgekühlt. Mag der Hund das Teewasser im Trinknapf nicht, kann man einen Beutelinhalt auch ins Futter geben. Ausreichend Trinkwasser bereitzustellen ist auf jeden Fall wichtig für Hunde mit Inkontinenz.
Ab wann zur Tierärztin/zum Tierarzt?
Wenn die Symptome nicht zügig, innerhalb von 48 Stunden deutlich besser werden, ist ein Besuch in der Tierarztpraxis nötig. Dies gilt für einfache Inkontinenz, bei der die Ursache bekannt ist. Wenn Blut im Urin zu sehen ist, bitte sofort tierärztlich untersuchen lassen. Manchmal ist es besser, eine Antibiose anzuwenden, als lange zu warten. Weitere Ursachen für Inkontinenz sind Tumore, Steinbildung, Unfallfolgen, Übergewicht, Stress, Diabetes und Kastration.
Weitere Ursache für Inkontinenz: die Hormone
Hormone steuern alle Prozesse im Körper, daher wundert es nicht, dass sie auch an Inkontinenz beteiligt sein können. Nach einer Kastration kann es manchmal zu Inkontinenz kommen. Die Hunde verlieren unbeabsichtigt Urin. Oft ist die Menge ist nicht so viel, wie bei einer Blasenentzündung, wo es zu schwallartigen Entleerungen kommen kann. Bei Rüden tritt manchmal Harnträufeln auf. Gelbe Flecken, die man dann eher zufällig auf dem Boden oder dem Teppich findet, weisen unter Umständen auf Probleme mit der Prostata hin.
Folgendes Fallbeispiel zeigt die homöopathische Behandlung einer Inkontinenz nach Kastration.
Inkontinenz und Aggressivität beim Rüden – Fallbeispiel
Fallbeispiel Nux vomica – Sepia
Bouvier, 3 Jahre alt, Rüde, kastriert – Aggressivität, Inkontinenz
Der Rüde war auf relativ unangenehme Art und Weise bereits in der Junghunde-Gruppe aufgefallen. Er ließ sich nur schwer in den Griff bekommen. Bis auf seine geröteten Augen war bei einem Besuch auf dem Hundeplatz nur sein innerlich zutiefst angespanntes und unkooperatives Wesen festzustellen. Stocksteif und stur stand er am Rande des Platzes und schien über alles, was dort so unschuldig von den anderen Hunden als Spielaufforderung angeboten wurde, einfach unmöglich zu finden.
Kastration wegen Aggressivität und Hypersexualität
Er war mit 1,5 Jahren wegen übermäßiger Aggressivität Artgenossen gegenüber und einer sehr früh einsetzenden Hypersexualität kastriert worden.
Eigentlich sollte er als Polizeihund ausgebildet werden, die konnten ihn aber nicht gebrauchen, weil er Angst vor Menschengruppen zeigte.
Hormon-Behandlung
Seit der Kastration lief der Urin seenartig aus ihm heraus, er war inkontinent geworden.
Die deshalb erfolgte Testosteron-Injektion ließ die Inkontinenz auf ein Harntröpfeln zurückgehen, steigerte aber die Aggressivität. Der Hund schnappte nach allem, was ihm in den Weg kam, wenn er unausgeglichen war. Er „erhob“ sich regelmäßig über andere, was seine Erziehung schwierig gestaltete.
Weitere Symptome und Eigenschaften des Hundes
Sein Durst war wenig ausgeprägt, er war ein mäkeliger Fresser und neigte eher zu Verstopfung. Seine steife Körperhaltung und harte Struktur war von Muskelzuckungen begleitet, sobald man ihn anfasste, was er erkennbar nicht sonderlich mochte.
Zu Schreckhaftigkeit und einer unbestimmten Ängstlichkeit tendierte er bei unbekannten Dingen und Ereignissen.
Dem Zweithund in der Familie, einem Chihuahua, begegnete er mit deutlicher Eifersucht.
Jetzt, im Alter von knapp drei Jahren sollte die Homöopathie vor allem die Inkontinenz beseitigen.
Erste homöopathische Mittelgabe und Ergebnis
Er bekam Nux vomica C200 1 x 5 Globuli trocken.
14 Tage nach der Mittelgabe gab es die gute Nachricht, dass die Inkontinenz nicht mehr vorhanden sei. Der Hund sähe seine Besitzerin beim gemeinsamen Training deutlich mehr an, was auch der Hundetrainerin aufgefallen sei.
Bei einer Auseinandersetzung mit einem anderen Rüden auf dem Platz habe er von sich aus losgelassen und habe sich zurückgezogen.
Die Augen seien nicht mehr gerötet, sondern klar. Sein Blick sei klarer geworden.
Zwei Monate später
Weitere zwei Monate später gab es noch mehr gute Neuigkeiten: der Hund ist allgemein kontaktbereiter, er sucht von sich aus Körperkontakt (was er vorher als unangenehm empfunden hatte), ist offener, wedelt freundlich, hat Interesse an Leuten.
Weil sich seine Inkontinenz mit Träufeln wieder meldet bekommt er
Nux vomica C1000 1 x 5 Globuli trocken.
Sieben Monate später – ein neues homöopathisches Mittel
Erst siebeneinhalb Monate später bekomme ich erneut einen Anruf. Die positive Entwicklung habe sich fortgesetzt, jetzt käme die Inkontinenz aber wieder.
Die Gabe Nux vomica, ein pflanzliches Mittel, hätte ich eventuell in einer Potenz C10.000 nochmals wiederholen können. Ich entschied mich aber, eine Stufe weiterzugehen, und mit einem Mittel aus dem Tierreich weiterzumachen. Der Hund bekam eine Gabe Sepia C200 1 x 5 Globuli trocken.
Sepia ist ein Klassiker unter den hormonell wirksamen Mitteln. Es wird häufiger für den weiblichen Organismus eingesetzt. Bei Hündinnen, die vor oder während der Läufigkeit zu Aggressivität neigen, kann es die Gemüter beruhigen. Hier habe ich es als Folgemittel zu Nux vomica und wegen der verbliebenen Symptomatik angewandt.
Weiterer Verlauf
14 Tage später erneut die gute Nachricht, daß die Mittelgabe geholfen habe. Es gehe dem Hund sehr gut, kein weiterer Bedarf.
Erst noch stabil, trotz erfolgter Antibiose
Sechs Wochen darauf höre ich, daß eine Antibiose wegen akuter Darmentzündung mit heller Blutung eingesetzt worden ist. Die Inkontinenz sei nach wie vor kein Thema mehr. Der Hund schläft tiefer und besser als früher.
Rückfall
Weitere zwei Monate später läuft der Urin wieder seenartig aus ihm heraus, er merke offenbar überhaupt nicht mehr, daß er mal müsse.
Wieder bekommt er Nux vomica C200 und ist gleich am nächsten Tag trocken.
Weiterer Verlauf und Ende
Die Behandlung des Hundes wegen Inkontinenz geht noch einige Monate weiter, und er zeigt trotz steter Bemühungen sehr wechselhafte Symptome von Inkontinenz, Ohrenentzündungen, Lahmheiten die man dann einer Borreliose zuschob, die positiv getestet worden war. Durchfälle kamen hinzu und die sich steigernden Lahmheiten konnten leider nur einmalig mit Ledum C 10.000 für mehrere Wochen zum Verschwinden gebracht werden.
Auffällig war allerdings die komplette Verwandlung des Hundes in einen offenen, freundlichen und verspielten Bouvier der er bis zu seinem Lebensende blieb.