Silvester, Kugelblitze, Gewitter und die Angst
Vorbeugung – und was du für deinen erschreckten Hund tun kannst
Grundsätzliches
Bei der Kombination Silvester, Hund und Angst und grundsätzlich bei jeder Angst-Reaktion eines Hundes: Als Erstes ist eine ruhige, möglichst gelassene Grundeinstellung dem Problem gegenüber wichtig!
Hunde sind ausgesprochen sensibel für Stimmungslagen in ihrer Umgebung. Erst recht, was die Stimmung in ihrem “Hausrudel” angeht. Wir müssen uns also wirklich zusammenreißen und dürfen uns möglichst nicht von dem Schreck oder der Panik des Hundes anstecken lassen. Ich weiß, dass das schwer ist! Trotzdem sollten wir uns um eine Haltung bemühen, die dem Hund signalisiert:
Es ist alles in Ordnung – ich sehe, dass du dich erschreckt hast – aber es ist okay – ich habe die Situation im Griff.
Praktische Vorbereitung auf Silvester
Je nach Hundetyp, Alter, Dauer und Innigkeit der Beziehung gibt es folgende Möglichkeiten der Vorbereitung:
- bei Welpen und Junghunden mit positiver Verstärkung/Desensibilisierung – die man am besten vor Silvester trainiert. Unseren Bulldoggen waren Umgebungsgeräusche sehr suspekt – sie bekamen vier Wochen lang eine tägliche Übungseinheit über Lautsprecher kombiniert mit einem Rinderohr. Entsprechende Angebote findest du z.B. bei Amazon. An ihrem ersten Silvester gab es Leckerli für die Knallerei. Jetzt sitzen sie erwartungsfroh auf der Terrasse, wenn die ersten Raketen und Böller in der Nachbarschaft gezündet werden.
- bei erwachsenen und alten Hunden – kann man es natürlich auch mit positiver Verstärkung und Desensibilisierung probieren. Oft hilft das aber nicht, weil der Hund so verängstigt ist, dass er kein Leckerli annehmen kann und auch sonst nicht erreichbar ist. Hier kann man mit Ohrschützern für Hunde sehr viel Gutes bewirken. Die Ohrenschützer müssen natürlich auch positiv eingeübt werden und das braucht ein paar Tage. Die Hunde merken in der Regel schnell, dass ihnen die erzwungene Ruhe hilft.
Diese Maßnahmen können durch Bachblüten ergänzt werden.
In der Homöopathie gibt es viele Mittel, die solche Ängste mit im Mittelbild haben. Hier gilt es, zwischen Auslöser/Ursache (akut) und dauerhaft vorhandenen (chronischen) Ängsten zu unterscheiden.
Silvester – der Albtraum eines Phosphor-Hundes
Wie kann ich den typischen Phosphor-Hund erkennen? Beispiel und Anteile seines Verhaltens:
Das homöopathische Mittel Phosphor kann für die Hunde hilfreich sein, die sich durch Reize in ihrer Umgebung grundsätzlich leicht “entzünden” lassen. Sie fangen, wie Phosphor an der Luft selbst, leicht “Feuer”.
Konzentrationsprobleme und innerliche Aufruhr
Dem typischen Phosphor-Hund z.B. machen häufig Konzentrationsprobleme zu schaffen. Die innere Aufruhr, in der sich der Hund von Anfang an befindet, zeigt sich in Hyperaktivität. Der Hund hopst und tanzt um einen herum, findet sich selbst scheinbar ganz und gar großartig. Anforderungen von außen, z.B. auf dem Hundeplatz, werden zwar erwidert, aber nicht so, wie der Halter sich das gedacht hat. Der Hund albert sich aus jeder Anweisung körperlich heraus. Er soll Sitz machen und einfach nur einen kleinen Moment da bleiben. Die Sitz-Übung hält genau eine Sekunde. Dann sprintet er los, weil der Nachbar ein Leckerli bekommen hat. Der Hund wird zu seinem Platz zurückgebracht, die Übung wiederholt. Na gut, dann wirft er sich eben auf den Boden und wälzt sich im Gras. Dabei beißt er in seine Beine oder schnappt nach der Leine, oder nach den Beinen von Frauchen oder Herrchen.
Wie, die finden das nicht lustig? Spielverderber! Auch häufigeres Wiederholen einer Übung hält offenbar nicht von hier bis dort was der Hundetrainer verspricht. Und egal, womit man Junior motivierten möchte, er nimmt alles gern. Leckerli, Lob, auch eine negative Verstärkung.
Charmante Widerspenstigkeit
Ein gezielter Leinenwurf als Unterbrechung wird ab dem dritten Mal flugs in eine Spielaufforderung umgemünzt. Das Gute ist: Mann oder Frau kann dem Phosphor-Hund nicht wirklich und schon gar nicht lange böse sein. Das hübsche Tier fängt unser Herz mit strahlenden Augen und einem wirklich charmanten Wesen ein. Er ist der Liebling (fast) aller. Seine grenzenlose Begeisterung für alles und jeden erscheint niemals fordernd, höchstens etwas aufdringlich.
Wenn man keine Lust hat, mit seinem Phosphor-Hund zu spielen, findet er im Stadtpark bestimmt ein anderes Opfer, das ihm den Ball schmeißt. Leider ist dieses Hobby kostspielig, weil er die Bälle mittendrin verliert und vergisst.
Ruhelosigkeit und Ängste
Der Phosphor-Hund lässt sich gern abrupt in einen kurzen Tiefschlaf fallen, um danach erfrischt weiter seine Umgebung zu erkunden. Trotzdem ist tiefer Schlaf in der Nacht selten. Jedes Geräusch kann einen Phosphor-Hund erschüttern, ganz besonders Donnergrollen und Gewitter.
Der Hund kann sich von Jahr zu Jahr in eine immer größer werdende Angst vor Gewittern hineinsteigern.
Das geht so weit, dass Luftdruckveränderungen als Vorboten von Gewitter wahrgenommen und entsprechend beurteilt werden. Da wird jeder Gassigang zum Albtraum für den überspannten Hund und den ratlosen Halter. Der Hund kann sich sogar weigern überhaupt Kot oder Urin abzusetzen. Hunde halten diesen Zustand durchaus bis zu drei Tagen aus.
Hochspannung und Ableitung durch Aggressivität
Die mangelnde Abgrenzung zu Geräuschen und Geschehen in seiner Umgebung versetzt den Phosphor-Hund in Hochspannung. Phosphor-Hunde reagieren äußerst empfindlich auf Elektrizität und Gerüche. Auch für uns schöne Gerüche, wie Blumenduft oder Parfüm, können den Hund auf eine negative Weise in Aufruhr versetzen. Abhängig vom individuellen Typ und der Rasse ist es auch einem Phosphor-Hund möglich erstaunlich reizbar und aggressiv zu reagieren. Dies geschieht aber eher zur Verteidigung aus Überforderung, als aus Kontroll- oder Machtanspruch.
Doch ist man bei dem ansonsten stets freundlichen Hund überrascht, wenn er sich aus dem Blauen heraus auf einen ebenso verblüfften Artgenossen stürzt. Und bringt diese Reaktion nicht unbedingt mit der unmittelbaren Umgebung, z.B. dem Lärm und den Gerüchen einer Fußgängerzone, in Verbindung. Natürlich muss auch bei einer gepflegten Leinenaggressivität der Rest der Persönlichkeit des Hundes zu dem Arzneimittelbild Phosphor passen.
Abschließende Gedanken
Bei Hunden, auf die die oben genannten Auszüge des Mittelbildes von Phosphor zutreffen, kann eine einzelne Gabe Phosphor in Hochpotenz am 29.12. gegeben, die Ängste des Hundes positiv beeinflussen und ihn befähigen, mit den besonderen Anforderungen unserer Bräuche an Silvester besser umgehen zu können.
Chronische Ängste werden besser mit LM- bzw. Q-Potenzen behandelt.
Akut schockierte Hunde
Hunde, die durch ein einmaliges Ereignis in einen psychischen Schockzustand geraten sind, profitieren von dem Mittel Aconitum. In einem Fall war es tatsächlich ein Kugelblitz, der in der Nähe eingeschlagen hatte und den Hund in ein zitterndes Nervenbündel verwandelte. Eine einmalige Gabe Aconitum C30 bewirkte eine rasche Besserung. Aconitum, der Sturmhut, kommt generell bei Zuständen durch Folgen von Schreck infrage, wo wir panische Ruhelosigkeit und Angst, aber auch Zustände von Erstarrung vorfinden. Auch ein Hund, der eine plötzliche, heftige Unterkühlung erlitt, z.B. von einem unfreiwilligen Bad in vereisten Gewässern, profitiert von Aconitum.
Zusammenfassung:
Vielfältige Möglichkeiten in der Homöopathie
Von Arsenicum album über Lachesis, Argentum nitricum, Pulsatilla bis Gelsemium und Calcium phosphoricum – der Ausdruck von Angst, ihre Gründe und Auslöser sind so vielfältig, wie die Möglichkeiten in der Homöopathie, sie zu therapieren. Oft sind Hochpotenzen oder LM- bzw. Q-Potenzen erforderlich um zum Erfolg zu kommen.
Die Behandlung chronischer Ängste..
… ist eine hohe Kunst, die nicht einfach zum Erfolg führt. Eine Behandlung mit Hochpotenzen sollte durch geschulte TherapeutInnen erfolgen. Die homöopathische Therapie muss durch ein zielführendes Alltags-Training mit einer/einem entsprechend geschulten HundetrainerIn ergänzt werden, wenn es um chronische Angstzustände geht. Eine Therapie von Auslandshunden, deren Ängste auf mangelnder Sozialisierung auf unsere Alltagssituationen beruhen, ist ausgesprochen schwierig und erfordert viel Geduld und Anpassungsfähigkeit seitens der Besitzer. Die oben genannten Ausführungen dienen als Beispiel und stellen keine Handlungsaufforderung zur Durchführung einer Therapie dar.
Trotzdem lohnt sich der Aufwand und jeder Gedanke, den man sich dazu macht. Es ist immer wieder schön, wenn es gelingt einem völlig verängstigten und/oder geschockten Hund (oder jedem anderen Tier) seine Lebensfreude wiederzugeben.