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Zahnstein und seine Folgen – Homestory einer Mehrhundehaltung

In dieser Homestory schildere ich unsere Erfahrungen mit Zahnstein und Co., deren Folgen, und was man homöopathisch machen kann, wenn es um gezogene Zähne, Zahnfleischentzündungen und die Zahn-Entwicklung von Welpen und Junghunden geht.

Ererbte Neigung zu Zahnstein und Co.

Der bald sechsjährige Jamie roch schon seit geraumer Zeit aus dem Fang. Zu unserem Leidwesen ist das gerade bei Kurz- und Langhaar-Collies nicht ungewöhnlich. Irgendein Vorfahre von der Insel hatte eine Neigung zu Zahnfleischentzündungen und den Geruch nach Fisch an all seine Nachfahren weitergegeben. Jamie nahm mir den Spitznamen “Sprotte” nicht übel. Ihn selbst störte der Geruch nicht. Nur wir mochten uns kaum noch euphorisch anhauchen lassen.

Der Gang zur TierärztIn ergab erhebliche Zahnsteinbildung und teils deutlich entzündete Zahnfleischtaschen. Nichts anderes, als eine Parodontitis beim Menschen. Auch die Methoden der Entfernung sind ähnlich.

Zahnreinigung und ihre Folgen

Widerwillig ließ Jamie sich aus dem Auto bitten, als der Termin zur Zahnhygiene stattfand. Seine düstere Vorahnung wurde bestätigt. Als er von der Narkose erwachte, war er um mehrere Vorderzähne erleichtert. Der Ärmste hatte sogar einen großen Backenzahn eingebüßt. Aber ja, hieß es auf meine etwas erschrockene Reaktion, er habe noch mehr als genug Zähne, um ohne Einschränkungen weiterzuleben.

Wieder zu Hause, wollte Jamie gleich wieder losrennen, wenn auch noch etwas torkelnd. Zu seiner eigenen Sicherheit musste er sich in eines der Hundebetten legen. Gegen Abend wurde der sonst so agile Hund immer stiller, er rührte sich kaum noch. Fest zusammengerollt lag er in einer Ecke des Hundebettes. Sein Atem hörte sich etwas flach an und schneller als gewohnt. Offenbar plagten ihn nun doch Schmerzen. Als er so gar nicht an unseren abendlichen Ritualen teilnehmen wollte, erhielt er eine Gabe Arnika C30, 1 x 2 Globuli.

Schon eine Stunde später lag Jamie entspannt auf der Seite und schlief so tief, dass er meine prüfende, streichelnde Hand nicht bemerkte.

Am nächsten Morgen war er munter wie immer.

Antibiose

Die von der Tierärztin angeordnete Antibiose (zur Abheilung der Parodontitis) mussten wir nach drei Tagen abbrechen. Jamie vertrug das Medikament nicht und erbrach alles, was er aß. Die Zahn-Taschen heilten trotzdem ohne Probleme. Eine weitere Gabe Arnika war nicht nötig.

Unser zweiter Kurzhaar-Collie, bereits 11 Jahre alt, wurde eine Woche später von seinem Zahnstein befreit. Auch er verabschiedete sich von zwei Frontzähnen. Er ist unser Sensibelchen und erbricht öfter mal, auch wenn ihn psychisch etwas stresst. Die Antibiose nach der Zahnreinigung vertrug er ohne Probleme. Ein homöopathisches Mittel brauchte er nicht.

Antibiose + Homöopathie?

Normalerweise ist es nicht sinnvoll eine Antibiose mit einem homöopathischen Mittel zu kombinieren. Das homöopathische Mittel hat oft keine gute Chance gegen die chemischen Substanzen, die so viel stärker auf den Organismus einwirken.

Manchmal kann es aber trotzdem hilfreich sein, schulmedizinisch und homöopathisch vorzugehen. Dann empfiehlt sich ein möglichst großer Abstand zwischen den jeweiligen Arznei-Gaben.

In diesem Fall war sehr schön zu sehen, dass die Gabe Arnika trotz der Antibiose ihre Wirkung voll entfalten konnte.

Homöopathische Hilfe für Zahn-OP

Arnika, das alpenländische Bergwohlverleih, beschenkt uns mit unfassbar vielen guten Möglichkeiten der Linderung.

Nicht nur sogenannte stumpfe Traumen, wie Blutergüsse, Quetschungen oder blaue Flecke kann es schnell lindern. Typische Schmerzen nach einer Zahnextraktion (dem Ziehen eines Zahnes) gehören ebenfalls zum Wirkspektrum. Hier befreit es schnell von Wundschmerz und üblichen Schwellungen. Normalerweise reicht eine Gabe C30 (= zwei bis drei Globuli) aus. Dies gilt natürlich auch für Menschen.

Selbstkritik und Betrachtung

Nun kann man denken: “So weit muss man es ja nicht kommen lassen” und das stimmt.

Gegen Zahnstein hilft natürlich artgerechtes Futter und Material zum Kauen (Zahnreinigung). Auch tägliches Zähneputzen hilft, die Anhaftungen zu entfernen, die für die Bildung von Zahnstein verantwortlich sind.

In 20 Jahren haben wir 11 Hunde in ungefähr (weil fließende Übergänge) zwei Gruppen haben dürfen. Es gibt Hunde, die zu Zahnstein neigen (die Collies und ein Collie-Mix). Es gibt Hunde, die bis ins hohe Alter rasiermesserscharfe, weiße Zähne ihr Eigen nennen (ein Dogo-Argentino/Bordeaux-Dogge/Staffordshire-Mix). Und es gibt Hunde, die in ihren späten Jahren mal zur Zahnhygiene müssen (alle anderen).

Fütterung

Wir füttern morgens rohes Rindfleisch (mit Knorpeln/Innereien/Pansen) mit Gemüse, abends proteinreduziertes Trockenfutter mit möglichst hochwertigen Zutaten. Beides wird hier im Norden produziert. Wir haben lange mit Enzymen und allen möglichen Nahrungs-Ergänzungsmitteln experimentiert. Nichts davon hatte einen erkennbaren Einfluss auf die Verhinderung von Zahnstein bei den Collies.

Kauen und nagen hilft oft, aber nicht immer

Die Zufütterung von frischen Knochen zur Reinigung der Zähne hat allen gefallen. Leider brachte es aber auch alle Hunde in Stress. Egal, wie wir es aufteilten und ausprobierten – den einen drohte der Erstickungstod vor lauter Gier, die anderen hatten schon beim Anblick Zahnfleischbluten. Auch anderes Kaumaterial zur Zahnreinigung änderte nichts an Verhalten oder Befinden der Hunde.  Wir haben wirklich alles Handelsübliche über mehrere Jahre getestet.

Das gestaltet sich bei der Haltung von ein oder zwei Hunden wahrscheinlich sehr viel entspannter. Als mein erster Hund Bazi seine Kaustangen noch alleine benagte, war er natürlich zufriedener dabei und seine Zähne wurden vermutlich sauber. Bekannte von uns haben in ihrem Mehrhunde-Haushalt überall Kaustangen in allen Formen und Zuständen auf dem Boden herumliegen. Das ist dort so normal, dass es keinen der Hunde mehr groß interessiert. Eine Art Überangebot also, das offenbar, zumindest in dieser Gruppe, keine Gier mehr hervorruft.

Die Hunde jeweils getrennt voneinander unterzubringen haben wir natürlich ebenfalls mehrfach versucht.

Fazit

Wenn eine Narkose ansteht, lassen wir grundsätzlich auch den Zahnstatus überprüfen und gegebenenfalls eine Zahnreinigung machen.

Homöopathische Mittel bei Zahnfleischentzündung und in der Aufzucht

Bei den nächsten Anzeichen einer Zahnfleischentzündung werde ich das homöopathische Mittel Mercurius solubilis (Quecksilber) in D6 oder D12 probieren. D6 würde ich 2 x täglich 3 – 5 Globuli geben, von einer D12 wären es 1 x täglich 3 – 5 Globuli. Man muss sich für eine der Potenzen entscheiden. Die Gaben dauern jeweils wenige Tage bis zur Besserung und sollten nach Abklingen der Symptome noch ein bis zwei Tage weiter gegeben werden.

Es kann sein, dass das Mittelbild (Röte, Entzündung, übler Geruch des Zahnfleisches, Zahnausfall) zu den Symptomen der Collies passt. Da es ein, wie ich finde, recht heftiges Mittel ist, scheute ich bislang davor zurück. Zur Vorbeugung kommt es, wie (fast) alle homöopathischen Mittel, NICHT infrage.

Konstitutionsmittel für Welpe und Junghund

Bei Welpen und Junghunden mit schwieriger Zahnung kann man an das Konstitutionsmittel Calcium phosphoricum denken. Es kommt für verzögerte Zahnung oder bei schwierigem Zahnwechsel (bleibende Milchzähne bei bereits vorhandenen zweiten Zähnen) infrage. Der typische Calcium-phosphoricum-Hund wächst schnell, ist leicht überfordert und in dieser Überforderung sehr anstrengend, weil hyperaktiv.

Silicea ist ein weiteres Mittel für Welpen und Junghunde mit Zahnungsproblemen. Hier haben wir ebenfalls einen schlanken Typ (wie Calc.phos.), aber deutlich schüchterner und zurückhaltender! Silicea-Hunde bleiben eher kleiner und sind zarter als ihre Wurfgeschwister. Bei vorzeitigem Zahnverfall, lockeren Zähnen und Defekten des Zahnschmelzes kann Silicea hilfreich sein.

Mittelgabe und Beurteilung

Konstitutionsmittel würde ich in solchen Fällen wie folgt geben: ein Mal eine Gabe C30 (= 1 x 3 Globuli) und eine Woche abwarten. Eine positive Reaktion auf die Mittelgabe wäre in jedem Fall eine Besserung der Symptomatik. Z.B., dass die Milchzähne loslassen und den bleibenden Zähnen Platz machen. Z.B, dass die Zähne doch noch stabiler in Wachstum und Verfassung werden.

Eventuell kann man die C30-Gabe wiederholen. Dies kann ungefähr eine Woche nach der ersten Gabe stattfinden. Danach sollte sich alles zur Zufriedenheit entwickeln.

Keine Dauergaben oder Kombinationen von Mitteln

Normalerweise hat es keinen Sinn und ist mit den Grundsätzen der Homöopathie nicht vereinbar, Mittel zur Vorbeugung zu geben. Das gilt ebenso für stete Wiederholung einer Mittelgabe in D- und C-Potenzen über viele Tage und Wochen.

Alle genannten Mittel sollen und dürfen NICHT GLEICHZEITIG und (speziell für o.g. Fälle) NICHT IN KOMBINATION (in welcher auch immer) gegeben werden.

Solche Regeln in der Homöopathie sind u.a. in Hahnemanns Organon und in Büchern zu Beziehungen zwischen den Mitteln detailliert aufgeführt. Die Beschreibungen solcher Mittelbeziehungen könnten schöne Projekte für weitere Blogartikel darstellen. 🙂

 

 

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